112. Deutscher Wandertag - Heimatkundliche Wanderung in und um Zossen

25.06.2012

Der Heimatverein "Alter Krug Zossen" beteiligte sich mit mehreren geführten Wanderungen in und um Zossen am 112. Deutschen Wandertag.

Wanderfreunde konnten unser märkisches Städtchen erleben, im Museum "Alter Krug" rasten und Landschaft genießen. Klaus Andrae führte die Wanderer durch die Stadt und durch deren Geschichte. Am Sonntag, den 24.06.2012 konnte ich auch etwas zur Wanderung beitragen.

Treffpunkt war der Bahnhof Zossen. Ursprünglich führten durch Zossen zwei Bahnlinien. Neben der 1875 eröffneten Berlin-Dresdener Bahn führe auch die Königlich-Preußische Militäreisenbahn durch Zossen. Während die Berlin-Dresdener Bahn noch in Betrieb ist, wird die ehemalige Militärbahn heute als Draisinenbahn genutzt.

Am rot geklinkerten Empfangsgebäude der ehemaligen Militärbahn auf der westlichen Gleisseite befindet sich eine Bronzetafel, die auf einen Geschwindigkeitsweltrekord hinweist. Zwischen 1901 und 1904 fanden zwischen Berlin und Zossen Schnellfahrtversuche mit elektrischen Lokomotiven und Triebwagen statt. Bei diesen Schnellfahrversuchen erreichte ein Triebwagen der AEG 1903 mit sensationellen 210,8 km/h ein Geschwindigkeitsweltrekord.

Die Internationalen Schlafwagengesellschaft (ISG) beziehungsweise die Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL) errichtete 1905 in der heutigen Straße „An den Wulzen“ ein Ausbesserungswerk zur Aufarbeitung ihres Fuhrparks. Das Ausbesserungswerk war über ein Anschlussgleis von der Berlin-Dresdener Bahn verbunden. Es diente der Wartung der luxuriösen Schlaf-, Speise- und Salonwagen des belgisch-französischen Unternehmens, das auch den legendären Orient-Express betrieb. Später nutze eine staatliche Textilimportfirma das Gelände als Lager.

Der 26 km lange Nottekanal, der durch die Begradigung des Nottefließes entstand, verbindet die Dahme in Königs Wusterhausen mit dem Mellensee. Bereits Kurfürst Joachim II. veranlasste 1545 eine Regulierung des Nottefließes, um vor allem Gips aus Sperenberg billig in die kurfürstliche Residenz nach Berlin und Cölln zu transportieren. Im 19. Jahrhundert machte sich eine Verbreiterung, Tieferlegung und Regulierung des Nottefließes erforderlich. Unter der Regie des Wasserbaumeisters Klehment war 1856 der Baubeginn für den Nottekanal von Mellensee bis zur Dahme bei Königs Wusterhausen. Er diente einerseits der Entwässerung der Notteniederungen und andererseits der Schifffahrt.

Am Oertelufer steht noch die ehemalige „Kalkbrennerei und Cementfalsstein-Fabrik F. Oertel". Franz Oertel, der Begründer der gleichnamigen Firma, ließ die Schachtöfen nach dem System Lösche am Nottekanal errichten. Als Feuerung wurde Braunkohle mit einer geringen Beimischung von Steinkohle verwendet. Der Kalk wurde auf dem Nottekanal per Kahn angeliefert und mittels Loren über einen Aufzug zur Haube gebracht. In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Kalkbrennerei eingestellt, auf dem Gelände entstand eine Zementfalzsteinproduktion für Dachdeckungen. Später gab es dort einen Baustoffvertrieb.

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Die Geschichte des Stadtparks ist eng verbunden mit der Geschichte der Burg bzw. dem Amtshof Zossen. Die Burg wurde auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel errichtet. Umschlossen war die Burg ursprünglich von einem Wassergraben. Um 1800 wurden die Gräben aufgefüllt und im Bereich des heutigen Parks entstanden Wiesen und Weiden.

Im Jahr 1959 wurde der Auftrag für den Entwurf des Volksparks vergeben. Bereits 1956 wurden einige Elemente im Park realisiert, die in der 1959 begonnen Planung berücksichtigt wurden. Anfang der 1960iger Jahre waren die Arbeiten zum Aufbau des Stadtparks weitgehend abgeschlossen. Prägendes Element war der Springbrunnen. Östlich der Springbrunnenanlage gab es einen Dahliengarten. Am nördlichen Eingang, von der Kirchstraße kommend, einen Rosengarten.

Von 1734 bis 1735 wurde die heutige Dreifaltigkeitskirche errichtet. Es handelt sich um eine lang gestreckte Saalkirche mit verputztem Backstein und mit quadratischem Turm in der Mitte der südlichen Langseite. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Sakristei. Die Decke des Kirchenschiffes ist eine flache Holzdecke. Kanzelaltar, Taufstein und Emporen sind in schlichtem Barock gehalten. 1873 wurden der Turm, die Glocken und ein Teil des Kirchenschiffs durch Blitzschlag zerstört. Der anschließende Wiederaufbau war mit leichten Veränderungen verbunden. Die Orgel wurde 1960 von der Potsdamer Orgelbauanstalt A. Schuke eingebaut.

Auf dem Kirchplatz befinden sich auch die Bibliothek und das Schulmuseum, das gerade sein 10-jähriges Bestehen feiern konnte. Die Trägerschaft für das Schulmuseum übernahm der Heimatverein „Alter Krug“ e.V. Bei dem Gebäude handelt es sich um das 1746 errichtete ehemalige Predigerhaus, das auch viele Jahre als Schule genutzt wurde.

Die Hochfläche der Mühlenberge besteht aus Sanden als auch aus randlich gelagertem lehmhaltigen Geschiebemergel. Sowohl die Sande als auch der Ton wurden für die Baustoffindustrie in Zossen genutzt. Reste einer Ziegelei und die der ehemaligen Portland-Zementfabrik Adler im Wiesengrund zeugen von der Nutzung der Rohstoffe. Die Zementfabrik wurde von 1867 bis 1919 betrieben. Eingestellt werden musste die Produktion, da die Tonvorkommen erschöpft waren und der Nottekanal nicht für größere Kähne befahrbar war. Die Gebäude und Grundstücke wurden schließlich an die Stadt verkauft, die die Verwaltungsgebäude an Wohnungssuchende vermietete.

Produziert wurde bis 1919 Portland Zement. Dazu hatten sich die Fabrikanten das Verfahren aus Portland, Großbritannien zu Eigen gemacht. Mit den damals modernsten Maschinen produziert, erhielt der in Zossen  produzierte Zement wegen seiner Qualität mehrere Auszeichnungen. Im Werk selbst arbeiteten auch Qualitätskontrolleure im Labor. Die Adler Werke bezogen ihren Kalk aus den eigenen Rüdersdorfer Kalkwerken.

In den Mühlenbergen demonstrieren vier Windkraftanlagen die Möglichkeiten der regenerativen Energiegewinnung. Die vier Windkraftanlagen haben eine installierte Leistung von 7,4 MW und sind seit 2003 in Betrieb. Unterhalb der Windräder beweiden Zwerg-Zeburinder ein 17 ha großes Areal. Bei dem Beweidungsprojekt stehen die Pflege und der Erhalt einer einzigartigen Flora und Fauna im Vordergrund.

Das NSG „Streuobstwiesen Zossen“ dient der Erhaltung und Entwicklung eines seltenen, in seinem Bestand bedrohten Lebensraumes, insbesondere eines für Zossen und seine Umgebung einzigartigen Streuobstbestandes mit alten Hochstammobstbäumen verschiedener Arten und Sorten und eines vielfältigen Mosaiks aus Trockenrasen-, Frischwiesen- und Sukzessionsflächen.

Endpunkt war das Museum „Alter Krug“ in den Zossener Weinbergen. Hier bewirtete die Vereinsvorsitzende, Karola Andrae, die Gäste. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus wurde 1749 erbaut und ist der barocken Volksarchitektur zuzurechnen. Zunächst diente es als Haus für den in königlichen Diensten stehenden Förster Schandken.

Spätestens nach 1788 wurde das mit Rohr gedeckte Gebäude als Schankwirtschaft genutzt. Bereits um 1755 setzte die Kolonistenbesiedlung in den Zossener Weinbergen ein. Nach 1890 diente das Haus noch vorwiegend Wohnzwecken. Um 1980 war es schon in einem sehr schlechten Zustand.

1991 begann dann der Wiederaufbau des ALTEN KRUGES. Entsprechend der denkmalpflegerischen Zielsetzung wurde das Haus originalgetreu mit den ursprünglichen Arbeitstechniken und Naturbaustoffen rekonstruiert. Die Lehm-Stroh-Gefache, das Reetdach, der Tonkachelofen und die sogenannte Schwarze Küche erzählen vom Leben vor über 200 Jahren.

Heute befindet sich hier die Museeums- und Begegnungsstätte ALTER KRUG.

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