Alleen in Zossen – Viele Alleebäume wurden mit „F“ wie Fällen gekennzeichnet

29.08.2012

Richtiger Alleenschutz tut not!

Wer derzeit mit offenen Augen durch die brandenburgischen Alleen fährt - auch in Zossen - wird die vielen Markierungen mit einem „F“ beobachtet haben.

Wieder sollen zahlreiche Alleebäume im Winter gefällt werden. Eine Ursache für die Fällungen ist der schlechte Gesundheitszustand der Bäume und der hohe Altersdurchschnitt. Hinzu kommen oft auch falsche Schnitt- und Straßenbaumaßnahmen sowie eine intensive Streusalzanwendung. Auch eine unzureichende Versorgung von Anfahrschäden oder Mahdschäden gefährden zunehmend den Gesundheitszustand der Bäume. Während beispielsweise im Jahr 2001  3.061 Alleebäume an Bundes- und Landesstraßen in Brandenburg gefällt wurden, sind es derzeit etwa 9.000 Bäume im Jahr.

Der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg teilte mir auf Anfrage mit, dass der Schutz der Alleen eine sehr hohe Priorität besitzt. Allerdings sei der Landesbetrieb als „Auftragsverwaltung der Straßenbaulastträger zu allererst dem Schutz der Verkehrsteilnehmer und damit dem Schutz von Leben und Gesundheit verpflichtet“.

Der schlechte Gesundheitszustand der Bäume und der hohe Altersdurchschnitt ist jedoch nur ein Teil der Erklärung für den starken Rückgang der Alleebäume. Ob die nächsten Generationen in Brandenburg noch Alleen erleben können, hängt maßgeblich davon ab, ob und wie viele Alleebäume nachgepflanzt werden. Im Naturschutzgesetz und im „Alleen-Erlass“ von 2000 ist festgeschrieben, dass Alleebäume im Verhältnis 1:1 nachgepflanzt werden müssen. Dieser Verpflichtung sind die Straßenbaubehörden nicht nachgekommen.

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Zur Fällung vorgesehene Alleebäume in Zossen

Hierzu räumte der Landesbetrieb ein, „dass die von Bundes- und Landesregierung vorgegebenen Einsparungen in der Betreuung und Unterhaltung der Infrastrukturnetze /Verkehrswege die Erfüllung beider Vorgaben (Anmerkung: Also auch die Pflege und Nachpflanzungen der Alleen) in keiner Weise erleichtern“.

Die größte Gefahr für die Zukunft der Alleen geht von der als „Alleenkonzeption“ der Landesregierung bezeichneten neuen Handlungsweise aus. Dieses Konzept hat dramatische Auswirkungen und führt zum großflächigen Verschwinden der Alleen aus unserer Landschaft. Demnach wird die Zahl der Nachpflanzungen von der Zahl der Fällungen entkoppeln und jährlich konstant 5.000 Bäume, entsprechend 30 km Allee, gepflanzt. Bei einer Zahl von bis zu 9.000 Fällungen pro Jahr führt dies zwangsläufig zu einem gravierenden Rückgang des Alleenbestandes, der sich bis 2025 um etwa ein Drittel reduzieren würde.

Allerdings müssten nicht alle mit einem „F“ gekennzeichneten Bäume gefällt werden. Häufig werden die Bäume nicht durch Experten geprüft, sondern im Schnellverfahren beurteilt. Nach Aussage des Landesbetriebes gab es in der 32. KW und in der 30. KW Baumschauen, an denen auch Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde teilgenommen haben. Die Bäume wurden jedoch nur durch Inaugenscheinnahme beurteilt.

Für keinen Baum liegt ein Gutachten vor. Auch nicht für Bäume, bei denen der Gesundheitszustand nicht komplett von außen beurteilt werden kann. Somit ist zu befürchten, dass der Landesbetrieb zum Schutz der Verkehrsteilnehmer sich im Zweifelsfall gegen den Erhalt/Pflege der Alleebäume entscheidet. Dass kann dann auch Bäume treffen, die u. U. noch einige Jahre erhalten werden könnten.

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Die Fällungen werden ab den 01.10.2012 beauftragt,  bei Gefahr im Verzug werden Bäume sofort gefällt.

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Auch die Platanenalle zwischen Dabendorf und Glienick ist betroffen. Mindestens 3 Alleebäume sollen gefällt werden.

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